Teil 1: Positive Effekte
Teil 2: Herkunft und Anwendung
Die Anwendung von Achtsamkeit ermöglicht es, Wahrnehmungen, Gefühle und Gedanken wertungsfrei anzunehmen, ohne diese verändern zu wollen. Die regelmässige Anwendung von Achtsamkeit wirkt stressabbauend und trägt zu einer erhöhten Lebensqualität bei. Aufgrund dieser Effekte ist die Achtsamkeitspraxis Bestandteil der Behandlung vieler psychischer Erkrankungen. Häufig nimmt die Anwendung der Achtsamkeit Einfluss auf typische Symptome verschiedener Erkrankungen.
Achtsamkeit und psychische Störungen
Achtsamkeit kann bei depressiven Erkrankungen angewendet werden und führt zu weniger Rückfällen. Achtsamkeitsübungen ermöglichen es Menschen, die an einer Depression erkrankt sind, ihre Stimmung bewusster wahrzunehmen. Ein typisches Merkmal der Depression ist der Fokus auf negative Erlebnisse, Gedanken und Gefühle, die zu einer Gedankenspirale führen können. Betroffene schaffen es nicht, sich gedanklich von diesen negativen Wahrnehmungen zu lösen. Dies kostet viel Energie und trägt zusätzlich zu Symptomen der Erschöpfung und Antriebslosigkeit bei. Achtsamkeitsübungen helfen, diese Spirale zu durchbrechen, indem sich die Betroffenen auf das Hier und Jetzt konzentrieren.
Auch bei Angststörungen zeigen sich positive Effekte der Achtsamkeitspraxis. Menschen, die an einer Angststörung erkrankt sind, verbringen typischerweise viel Zeit damit, sich Sorgen um die Zukunft oder Katastrophenszenarien zu machen. Diese Gedankengänge laufen häufig automatisch und unbewusst ab, so dass es schwierig ist, sie zu stoppen. Des Weiteren ist die Vermeidung von unangenehmen Gefühlen, insbesondere Gefühlen der Angst, ein typisches Merkmal von Angsterkrankungen. Die Anwendung von Achtsamkeit schärft die Wahrnehmung von automatisch ablaufenden Gedankenmustern und ermöglicht es, aus ihnen auszubrechen. Zudem ermöglichen es Achtsamkeitsübungen, Gefühlen der Angst zu begegnen und sie auszuhalten, anstatt sie zu vermeiden, was wiederum das Auftreten von Angst verringert. Eine weitere Besonderheit der Angsterkrankungen ist, dass Betroffene einen Hyperfokus auf angstauslösende Stimuli entwickeln und dabei andere Eindrücke aus der Umgebung nicht wahrnehmen. Achtsamkeitsübungen helfen dabei, den Fokus zu erweitern und sich von diesem Hyperfokus zu lösen.
Ein typisches Merkmal von Suchterkrankungen ist ein automatisierter Prozess, bei dem ein Auslöser das Craving hervorruft, welches wiederum zum Suchtverhalten führt. Achtsamkeitsübungen können dabei helfen, Auslöser zu identifizieren und das Craving bewusst wahrzunehmen. Die Entschleunigung des automatisierten Prozesses, bei dem Craving unmittelbar zu einer Handlung führt, gibt der betroffenen Person die Möglichkeit, ihre Handlungsimpulse zu hinterfragen und zu modifizieren.
Achtsamkeitsübungen eignen sich aufgrund ihrer stressmindernden Wirkung zur Behandlung von Burnout sowie weiteren Stressfolgeerkrankungen. Die Achtsamkeitspraxis hilft bei der Entschleunigung im Alltag und bewussten Wahrnehmung von Stresszuständen. Die wertungsfreie Wahrnehmung innerer Zustände hilft dabei, Erschöpfungssymptome annehmen zu können und entsprechend darauf zu reagieren.
Die Anwendung von Achtsamkeit sollte in Absprache mit der behandelnden Fachperson erfolgen und ist, eingebettet in ein umfassendes Behandlungskonzept, am wirksamsten.
Kontraindikation
Bei der Anwendung von Achtsamkeitsübungen ist Vorsicht geboten, wenn Betroffene unter psychischen Störungen leiden, welche die Wahrnehmung der Realität beeinflussen. Wenn Betroffene an Derealisation oder Depersonalisation leiden, können Achtsamkeitsübungen diese Zustände unter Umständen fördern, weshalb eine gute Absprache mit dem Behandler sinnvoll ist. Ein Hauptmerkmal der psychotischen Störungen ist eine verzerrte Wahrnehmung der Realität. Auch unter diesen Umständen können Achtsamkeitsübungen nicht den gewünschten Effekt erzielen.