Die Behandlung einer Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung orientiert sich an deren Ausprägung und dem Leidensdruck der Betroffenen. Bei einer sehr leicht ausgeprägten ADHS ist es möglich, dass Betroffene bereits gute Strategien im Umgang mit den Problemen gefunden haben und keine zusätzliche Hilfe benötigen. Bei einer stärkeren Ausprägung ist es zunehmend schwieriger für Betroffene, eigene Strategien ohne Unterstützung erfolgreich anwenden zu können. Bevor die Behandlung beginnen kann, erfolgt eine sogenannte Psychoedukation. Das heisst, Betroffene werden nach der Diagnosestellung sorgfältig über die Bedeutung der Diagnose, welche Probleme sie mit sich bringt, mögliche Ursachen sowie aufrechterhaltende Faktoren aufgeklärt. Bestehende Schwierigkeiten werden in Zusammenhang mit der Diagnose gebracht und mögliche Behandlungsoptionen vorgestellt. Bei Erwachsenen mit einer Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung wird in der Regel eine multimodale Therapie empfohlen. Das heisst, es erfolgt eine Kombination von psychotherapeutischer und medikamentöser Behandlung.
Psychotherapie
Die Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung wird in der Regel mit einer Verhaltenstherapie behandelt. Im Rahmen der Verhaltenstherapie besprechen der Therapeut und der Patient, welche Probleme im Alltag aufgrund der Störung auftreten. Inhalt der Therapie ist, dass der Therapeut den Patienten dabei unterstützt, einen Weg zu finden, mit diesen Problemen umzugehen. Dies soll anhand von Modifikationen der Gedanken und des Verhaltens geschehen. Es werden zu Beginn aber auch während der Therapie individuelle Ziele festgelegt und deren Erreichung wird laufend evaluiert. Der Therapeut und der Patient unterteilen die Ziele gemeinsam in einzelne Schritte und der Patient versucht diese umzusetzen. Eine Voraussetzung für diese Zusammenarbeit ist, dass der Patient selbst einen Handlungsbedarf sieht und bereit ist, mit Unterstützung eine Veränderung herbeizuführen. Häufig liegen nebst der ADHS weitere Probleme oder allenfalls psychische Störungen vor. Es ist wichtig, auch diese im Rahmen der Therapie zu berücksichtigen und mit einzubeziehen, um eine ganzheitliche Behandlung zu gewährleisten.
Medikamentöse Therapie
Ob zusätzlich zur psychotherapeutischen Behandlung eine medikamentöse Behandlung indiziert ist, hängt vom Schweregrad der Störung ab. Ausschlaggebend ist, inwiefern die betroffene Person durch die Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung beeinträchtigt ist. In einigen Fällen braucht es die medikamentöse Behandlung, um den Betroffenen zu ermöglichen, die therapeutische Behandlung regelmässig aufsuchen zu können.
Eine ADHS wird mit Psychostimulanzien oder Atomoxetin behandelt. Bei den Psychostimulanzien kommt zumeist Methylphenidat zum Einsatz. Methylphenidat kann in seiner Wirkung zwischen kurzer oder längerer Tageswirkdauer unterschieden werden. Dies wird je nach Situation und Präferenz der Betroffenen verordnet. Die Wirkung tritt etwa eine halbe Stunde bis eine Stunde nach Einnahme ein. Bei Präparaten mit kurzer Tageswirkdauer bleibt die Wirkung zwischen zwei und vier Stunden maximal erhalten und nimmt nach drei bis sieben Stunden deutlich ab. Deshalb müssen sie häufig mehrmals täglich eingenommen werden. Im Gegensatz dazu geben Präparate mit längerer Tageswirkdauer den Wirkstoff über einen längeren Zeitraum ab, weshalb nur eine Einnahme pro Tag notwendig ist. Psychostimulanzien erfordern ein spezielles Rezept, um einem Missbrauch vorzubeugen. Es besteht jedoch keine Gefahr von körperlicher Abhängigkeit. Im Gegensatz zu den Psychostimulanzien tritt die Wirkung bei Atomoxetin nicht unmittelbar ein. Es dauert bis zu sechs Wochen, bis sich die Wirkung vollständig entfaltet. Das Medikament wird schrittweise aufdosiert und seine Wirkung hält den ganzen Tag an. Beide Medikamente erfordern eine langfristige Behandlung, um wirkungsvoll angewendet zu werden. Die Einnahme der Medikamente zielt auf eine Steigerung der Aufmerksamkeit und Konzentration und damit einhergehend eine Abnahme der Hyperaktivität ab.
Selbsthilfe
Für Erwachsene mit ADHS kann es sehr hilfreich sein, sich mit anderen auszutauschen, die von derselben Störung betroffen sind. Die Beteiligten teilen ihre Probleme mit der Gruppe und tauschen sich über mögliche Strategien im Umgang damit aus. Es hilft Betroffenen einerseits, zu hören, dass auch andere mit denselben Problemen zu kämpfen haben, andererseits bieten Selbsthilfegruppen alltagsnahe Unterstützung. Dennoch kann eine Selbsthilfegruppe, wenn eine Therapie indiziert ist, diese nicht ersetzen.