Behandlung mit Biofeedback

Behandlung mit Biofeedback

Die Behandlung mit Bio- oder Neurofeedback kann bei verschiedenen psychischen Erkrankungen eingesetzt werden. Bio- oder Neurofeedback wird in der Regel dabei nicht als eigenständige Behandlung angeboten, sondern vielmehr als ergänzende Behandlungskomponente im Rahmen eines Gesamtbehandlungskonzepts bei bestimmten Symptomen oder Erkrankungen. Eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Behandlung mit Bio- oder Neurofeedback ist die Motivation der betroffenen Person gegenüber der Behandlung. Um die Motivation zu fördern und die Behandlung möglichst transparent zu gestalten, wird zu Beginn einer Behandlung der betroffenen Person der Zusammenhang zwischen den körperlichen Prozessen, der kognitiven Bewertung dieser Prozesse und den daraus resultierenden Gefühlen verdeutlicht. Darauf basierend erstellt das therapeutische Fachpersonal gemeinsam mit der betroffenen Person ein individuelles Erklärungsmodell der Erkrankung und identifiziert Prozesse, welche die Aufrechterhaltung der Erkrankung begünstigen können. Es werden gemeinsam Ziele erarbeitet, die unter anderem mit Hilfe von Bio- oder Neurofeedback erreicht werden können. 

Im Folgenden wird eine Auswahl von verschiedenen Krankheitsbildern kurz beschrieben, bei denen sich das Bio- oder Neurofeedback als eine wirksame Behandlungskomponente bewährt hat:

Depression
Bei Betroffenen einer Depression zeigen sich häufig Antriebslosigkeit sowie Verlust von Freude und Interesse an körperlichen und geistigen Aktivitäten. Ausserdem treten bei vielen betroffenen Personen eine Verschlechterung der Konzentration und Entscheidungsfähigkeit auf. Begleitet von einer gezielten psychotherapeutischen Behandlung und einer je nach Schweregrad notwendigen psychopharmakologischen Behandlung lernen depressive Patient/-innen mittels Neurofeedback, das Aktivitätsmuster des Gehirns so zu verändern, dass sich die Symptome beeinflussen und reduzieren lassen.

Angststörungen und Panikattacken
Angst ist eine Basisemotion eines jeden Menschen und tritt mit den verschiedensten körperlichen und psychischen Reaktionen auf. Dazu gehören z.B. Steigerung von Blutdruck und Herzrate, Schweissdrüsenaktivität, Schwindelgefühle, Gedankenrasen und Änderung der Hauttemperatur. Diese Symptome sind bei Angststörungen unangemessen stark ausgeprägt und können mit Panikattacken einhergehen. Aus diesem Grund versuchen betroffene Personen Situationen zu vermeiden, die zu einer Angstreaktion führen könnten. Die Symptome werden von der Person in der Regel bereits sehr früh wahrgenommen und können wiederum eine starke Angstreaktion bewirken. So kann ein Teufelskreis der Angst entstehen, in dem sich eine Angst vor der Angst entwickelt. Mit Biofeedback kann der betroffenen Person vermittelt werden, dass eine körperliche Veränderung auch als Zeichen einer gesunden Reizverarbeitung gewertet werden kann. So soll der Teufelskreis der Angst unterbrochen werden.

Ein ähnliches Vorgehen findet sich bei der Behandlung von spezifischen Phobien wieder, bei der sich die betroffene Person mittels Rückmeldung der körpereigenen Prozesse versucht zu entspannen. 

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
ADHS ist eine psychische Störung vor allem im Kindes- und Jugendalter, die sich durch ein Aufmerksamkeitsdefizit, mangelnde Impulskontrolle und Hyperaktivität auszeichnet. Diese Symptome können zu erheblichen Leistungseinbussen im schulischen oder Arbeitskontext und Einschränkungen in der Lebensqualität führen. Bei der Behandlung mit Neurofeedback werden die betroffenen Personen angeleitet, das Aktivitätsmuster des Gehirns so zu verändern, dass sich Symptome verringern. Im Rahmen der Behandlung der ADHS wird im spezifischen versucht, die sogenannte Theta-Aktivität des Gehirns mittels Neurofeedback zu reduzieren und zum Beispiel durch das Anheben der sogenannten Alpha-Aktivität eine Entspannung auszulösen. 

Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Die PTBS ist u.a. charakterisiert durch starke, als lebhaft empfundene Erinnerungen an das traumatische Ereignis. Diese Erinnerungen können zu einem starken körperlichen und gedanklichen Erregungszustand führen, weshalb Verfahren angewendet werden können, die zu einer Entspannung führen und der Stressreduktion dienen, wie es z.B. mit Bio- und Neurofeedback möglich ist. 

Chronische Schmerzen
Biofeedback scheint wirksam bei chronischen Schmerzen (wie zum Beispiel Rückenschmerzen oder Spannungskopfschmerzen). Betroffene von chronischen Schmerzen leiden oft unter starken muskulären Verspannungen, selbst in Ruhephasen. Das Ziel der Biofeedback-Behandlung ist es, dass die betroffene Person die Aktivität der verspannten Muskeln so niedrig wie möglich hält. Wichtig für einen nachhaltigen Behandlungserfolg ist der Transfer des in der Behandlung gelernten Inhaltes in den Alltag. Patienten sollen lernen, die erworbenen Strategien zur Erniedrigung der Muskelaktivität in zunächst neutralen und später auch in belastenden Alltagssituationen anzuwenden.  

Teil 1: Einführung
Teil 2: Wirkmechanismus
Teil 4: Geschichte einer Patientin

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