Biofeedback: Einführung

Biofeedback: Einführung

Viele körperliche Prozesse laufen normalerweise immer und in Regelmässigkeit ab, ohne dass wir sie bewusst wahrnehmen. So schlägt ein Herz zum Beispiel in einer Minute durchschnittlich 60- bis 90-mal. Jedoch müssen wir nicht bis zu 90-mal in einer Minute daran erinnert werden, das Herz schlagen zu lassen; ähnlich bei der Atmung, die ebenfalls mehrheitlich unbewusst und regelmässig abläuft, obwohl wir sie bewusst kontrollieren können. Viele Muskelaktivitäten laufen auch unbewusst ab.

Veränderungen in diesen körperlichen Vorgängen werden uns häufig erst dann bewusst, wenn sie als unangenehm oder gegebenenfalls sogar als schädlich empfunden werden.
Das komplexe Zusammenspiel dieser körperlichen Vorgänge spielt eine zentrale Rolle sowohl für das körperliche als auch für das psychische Wohlbefinden einer Person. Schlägt zum Beispiel das Herz plötzlich sehr schnell ohne einen augenscheinlichen Grund, kann das ein körperliches Unbehagen oder Sorgen («Ich werde gleich einen Herzinfarkt bekommen») auslösen.

Biofeedback bietet zum einen die Möglichkeit, körperliche Prozesse und deren Veränderungen beobachtbar zu machen. Zum anderen kann eine betroffene Person unter Anleitung einer Fachperson mittels Biofeedback erlernen, zum Beispiel mit Entspannungsübungen körperliche Prozesse zu beeinflussen.

Was ist Biofeedback?
Biofeedback ist eine therapeutisch angewandte  Methode, die körperliche Prozesse bewusst macht, indem sie diese durch Messinstrumente in visuelle und/oder grafische Signale transformiert und der Person rückmeldet. Unter Anleitung einer Fachperson wird die Kontrolle über diese Prozesse exploriert. Durch Üben wird das Ziel verfolgt, die körperlichen Prozesse auch ohne Rückmeldung von Messinstrumenten besser regulieren zu können. Eine besondere Form des Biofeedbacks ist das so genannte Neurofeedback, das zusätzlich die Hirnaktivität einer Person veranschaulicht.

Neurofeedback – wie Hirnaktivität sichtbar wird
Eine zentrale Aufgabe des Gehirns ist es, uns zu ermöglichen, angemessen auf die Umwelt zu reagieren. Deshalb verarbeitet das Gehirn ständig eine Vielzahl an Informationen sowohl aus unserem Körper als auch aus unserer Umgebung. Es filtert aus den vielen Informationen die wichtigen heraus und verarbeitet diese in Form von chemischen und elektrischen Signalen weiter. Vereinfacht formuliert richten wir an diesen Informationen unser Verhalten, unsere Gedanken und unsere Emotionen aus. Um diese Funktionsfähigkeit zu gewährleisten, versucht das Gehirn unter anderem ständig, eine Balance zwischen Erregung und Hemmung zu halten. Zur Regulierung von Erregung und Vermeiden von Fehlregulierungen wendet das Gehirn viel Energie auf. Kommt es trotzdem zu einer Fehlregulierung zwischen Erregung und deren Hemmung, können unangenehme oder sogar als krankhaft interpretierte Körperfunktionen entstehen.
Dieser hier vereinfacht dargestellte sehr komplexe Prozess läuft zum grossen Teil unbewusst ab. Um die Hirnaktivität beobachtbar zu machen, kommt ein sogenanntes Elektroenzephalogramm (EEG) zur Anwendung. Das EEG ist in der Lage, mittels auf der Kopfhaut angebrachten Elektroden die Hirnaktivität als eine sehr kleine elektrische Spannung an der Kopfhaut zu messen. Diese wird der Person auf einem Bildschirm gezeigt, wobei Schwankungen der Linien die unterschiedlichen Stärken der Hirnaktivität vermitteln.
Beispielsweise lässt sich dies bei der so genannten Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) nutzen. Im Vergleich zu nicht Betroffenen zeigt sich bei Menschen mit ADHS ein höherer Anteil langsamer Frequenzen. Vereinfacht formuliert bedeutet das, dass die Nervenzellen verlangsamt kommunizieren, was sich dann in einer verringerten Aufmerksamkeit äussert. Durch Neurofeedback können die Betroffenen lernen, verstärkt schnellere Hirnfrequenzen zu aktivieren und so ihre Aufmerksamkeit steigern.

Wie in der Einführung angedeutet, stellt die Rückmeldung, die eine Person durch Biofeedback/Neurofeedback erhält, eine zentrale Voraussetzung für einen Lernprozess dar. Um dies noch verständlicher zu machen, wird im zweiten Teil dieses Blog-Beitrags der Wirkmechanismus des Biofeedbacks bzw. Neurofeedbacks beschrieben.

Teil 2: Wirkmechanismus
Teil 3: Behandlung
Teil 4: Geschichte einer Patientin

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