Wie oft wird eine (Es)Ketaminbehandlung gemacht, und wo liegen eventuelle Risiken? Damit beschäftigt sich unser heutiger Blogbeitrag.
Bereits eine einmalige Behandlung mit (Es)Ketamin kann zu einer Verbesserung der Symptomatik führen, wobei der Effekt meist eher unbeständig ist. Er kann somit gut genutzt werden in einer Situation, in der man eine rasche Linderung der Symptomatik inkl. Reduktion von Suizidalität erreichen will. Durch die wiederholte Anwendung in einer Frequenz von zwei Behandlungen pro Woche kann die Wirkung deutlich nachhaltiger werden, zum Beispiel im Rahmen einer so genannten «Kurzzeitbehandlung», die bis zu vier Wochen dauert.
Einer therapieresistenten Depression kann in der Schweiz auch mit einer «Langzeitbehandlung» mit Esketamin (Spravato® Nasenspray) nach einem fest definierten Protokoll begegnet werden. Im Rahmen der experimentellen Ketaminbehandlung sind gewisse Abweichungen in der Durchführung zwischen den Kliniken nicht auszuschliessen, wobei auch diese Behandlung heutzutage sich überwiegend am Protokoll der Esketaminbehandlung orientiert.
Die Behandlung selbst ist aufgeteilt in eine Einleitungsphase und eine Erhaltungsphase. Nach der ärztlichen Abklärung startet man mit der Einleitungsphase, die vier Wochen dauert. In diesem Zeitraum bekommt der Patient oder die Patientin insgesamt zwei Behandlungen pro Woche. Somit beinhaltet diese Phase acht Behandlungen. Bei der ersten Therapiesitzung wird die notwendige Startdosierung ärztlich festgelegt; sie kann im Laufe der Behandlung erhöht werden. Ab der fünften Woche beginnt die Erhaltungsphase für weitere vier Wochen mit einer einwöchigen Behandlungsfrequenz. Hier erfolgen insgesamt vier Behandlungen. Bei zunehmender Instabilität kann die Frequenz in der Erhaltungsphase vorübergehend wieder auf zweimal wöchentlich gesteigert werden. Ab der neunten Woche erfolgt die Behandlung in einer angepassten Häufigkeit, z.B. einmal alle zwei Wochen.
Zusammengefasst muss man bei einer «Langzeitbehandlung» mit (Es)Ketamin mit mindestens acht Wochen bzw. zwei Monaten rechnen, anschliessend erfolgt im Einvernehmen mit den Patienten eine Erhaltungsbehandlung in individuell angepasster Frequenz.
Ist die Behandlung gefährlich?
Bei einer Behandlung mit einem Medikament können Nebenwirkungen trotz einer umfangreichen Abklärung nie ausgeschlossen werden. Die möglichen Nebenwirkungen werden im Allgemeinen in «sehr häufig», «häufig» und «gelegentlich» klassifiziert. Im Wesentlichen lassen sich die Nebenwirkungen im klinischen Alltag auf eine kurzfristige Sedierung, Übelkeit, Dissoziation, erhöhten Blutdruck und Kopfschmerzen einschränken, die z.B. im Fall der Behandlung mit Esketamin als «sehr häufig» eingestuft wurden (³1/10 Patienten). Darüber hinaus kann ein vermehrter Speichelfluss zu den «gelegentlichen» und eine Mundtrockenheit zu den «häufigen» unerwünschten Ereignissen zugeordnet werden.
Trotz der beschriebenen, reversiblen Nebenwirkungen hat die Behandlungsmethode eine breite Akzeptanz bei Patienten und Patientinnen, insbesondere dank des möglichen raschen Wirkungseintritts im Vergleich zu konventionellen Antidepressiva. Die Dosierung kann im Längsschnitt der Behandlung in der Rücksprache mit dem Patienten jederzeit angepasst werden, damit man auch eine optimale Verträglichkeit erreicht.