Die Entstehung einer Schizophrenie ist multifaktoriell und hat keinen einzelnen Auslöser. Die Erkrankung hat eine genetische Komponente, kann durch belastende Lebensereignisse, Stress oder Substanzkonsum mitverursacht werden und wird durch das Vulnerabilitäts-Stress-Modell sowie die Dopaminhypothese erklärt.
Genetik
Schizophrenie hat eine genetische Komponente. Die Prädisposition ist abhängig vom Verwandtschaftsgrad. Je näher verwandt, desto höher ist das Risiko selbst zu erkranken. Weltweit erkrankt rund 1% der Bevölkerung irgendwann im Leben an einer Schizophrenie. Sind beide Elternteile an Schizophrenie erkrankt, so liegt das Lebenszeitrisiko bei ca. 12%. Leidet ein eineiiger Zwilling unter Schizophrenie, beträgt das Lebenszeitrisiko für den anderen Zwilling 48%. Geschwister sind in etwa 10% der Fälle betroffen. Man geht davon aus, dass nicht ein einzelnes, sondern mehrere vererbte Gene zur Prädisposition führen.
Vulnerabilitäts-Stress-Modell
Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell besagt, dass es Schizophrenie-gefährdete Menschen gibt, welche aufgrund von genetischen, biochemischen oder hirnmorphologischen Besonderheiten eine besondere Vulnerabilität für die Erkrankung haben. Normale bis stressvolle lebensgeschichtliche, soziale oder körperliche Belastungen führen bei diesen Menschen zum Ausbruch der Erkrankung. Denkt man sich den Ausbruch der Erkrankung als überlaufendes Fass, so ist dieses Fass bei einer vulnerablen Person schon zu Beginn des Lebens relativ voll. Füllt sich das Fass dann weiter durch Stressoren wie Schule, hormonelle Veränderung, erste Partnerschaft, Trennung, Ortswechsel, Start ins Berufsleben oder belastende Lebensereignisse, so läuft es schnell über. Bei Personen mit geringer Anfälligkeit, hat das Fass einen tiefen Füllstand und kann viele Stressoren aufnehmen, ohne überzulaufen. Das Modell besagt also, dass weder die Vulnerabilität noch die Stressoren alleine Auslöser sind, sondern erst die Kombination aus beidem.
Dopamin-Hypothese
Es wird davon ausgegangen, dass ein Überschuss des Neurotransmitters Dopamin eine Ursache für Schizophrenie sein könnte. Gestützt wird diese Hypothese durch den Fakt, dass Dopamin-steigernde Substanzen auch bei Gesunden psychotische Symptome auslösen können. Antipsychotika setzen bei diesem Mechanismus an und bewirken eine Dopaminblockade. Gewünscht ist diese Blockade vor allem im mesolimbischen System; einem Netzwerk aus Gehirnstrukturen im Mittelhirn. «Typische» Antipsychotika (auch Antipsychotika der 1. Generation genannt) lösen jedoch nicht nur eine Dopaminblockade im mesolimbischen System aus, sondern auch in anderen Systemen des Gehirns. «Atypische» Antipsychotika (2. Generation) blockieren spezifischer im mesolimbischen System und haben deshalb ein anderes Nebenwirkungsprofil. Medikamente erster Wahl sind heute die atypischen Antipsychotika, da sie spezifischer in den Dopaminhaushalt eingreifen.
Drogen und Medikamente
Umgekehrt können von aussen zugeführte dopaminsteigernde Substanzen eine Psychose begünstigen. Substanzen wie Amphetamine und Kokain erhöhen die Dopaminfreisetzung bzw. verhindern dessen Abbau und begünstigen so eine Psychose. Insbesondere auch Cannabis kann bei Personen mit Veranlagung für Schizophrenie eine Psychose auslösen. Da das Gehirn im Jugendalter noch in der Entwicklung und plastisch ist, ist es in dieser Zeit besonders anfällig. Stellt man sich erneut die unterschiedlich vollen Fässern aus dem Vulnerabilitäts-Stress-Modelll vor, so erklärt sich, wieso Substanzkonsum bei manchen Personen zum Ausbruch der Erkrankung führt, während andere Menschen bei ähnlichem Konsum keine Symptome entwickeln.